Ein zwei Millimeter durchmessender
tieflila Kristall des Salzes "Kaliumpermanganat". Ein Standzylinder mit
einem Liter Fassungsvermögen. Warmes Wasser um den Kristall, damit wir nach
sieben weiteren Praktikumsstunden schon ein Ergebnis sehen.
Es geht um die Langsamkeit, aber auch Beharrlichkeit der Diffusion: Die lila
Salzionen, die sich alsbald im Wasser auf dem Boden des Standzylinders
gelöst haben, verteilen sich nur durch ihre Eigenbewegung, die "Brownsche
Molekularbewegung", im Gesamtraum der Flüssigkeit.
Nach zwanzig Minuten hatten wir ein deutliches Zwischenergebnis der
Diffusion: Tieflila Lösung auf den ersten drei Zentimetern, klares Wasser
noch darüber. Nach sieben Stunden hatte der tieflila Bereich sein Volumen
verdoppelt. Das war die Reichweite der Brownschen Molekularbewegung. Im Rest
des Gefäßes machte sich das zarte Lila einiger Ionen breit, die offenbar
durch Bewegung des Wassers da hingelangt waren.
Im meinem Chemiestudium hat der Professor mal eine Diffusion der lila Permanganat-Ionen ganz ohne Wasserströmung über eine Vorlesungswoche hinweg
geschafft. Also an jedem Vorlesungstag steigerte sich die Wirkung der
Diffusion. Das Gefäß war nach einer Woche fast ganz lila, aber oben gab es noch einen
klaren Restbereich.
In der Schule hatte ich es beim Stehenlassen eines
Standzylinders mit der gleichen Absicht mal wieder mit den Kolleginnen der Partnerschule zu tun. Die
trugen mein Gefäß, das in der Ecke des Klassenraumes in einem Fenstersims
stand, mit der Aufschrift: "Diffusionsversuch, bitte stehen lassen"
sogleich auf meinen Arbeitsplatz mit dem Verweis, sowas ginge nicht. Beim Tragen durchmischten sie
alles. Diese Frauen kannten den Versuch offenbar nicht.
Vermutlich sind ihnen 90 % meiner Versuche nie begegnet. Es handelt sich
aber um Chemielehrerinnen.