Wozu dienen
Nachweisreaktionen? Nun, in Kriminalfällen ist das am deutlichsten. Dass
österreichische Winzer in ihren Wein das Frostschutzmittel Glykol
hineinmischten, um die Öchslezahl ihres Weines zu erhöhen, kam nur durch
Stammtischgeplauder ans Tageslicht. Die Lebensmittelinstitute in Österreich
hatten den Wein der Winzer nach üblichen Komponenten untersucht. Auf die
Idee, dass da ein potentiell giftiger Stoff hineingepanscht sein könnte,
kamen sie nicht. Nach dem Tipp vom Stammtisch genügte ein Nachweis, und
mehrere österreichische Winzer waren ihre Lizenz los.
Wir nun hier weisen Protein nach. Das ist einer der drei in großem Anteil in
Nahrung vorhandenen chemischen Substanztypen. Es gibt Kohlenhydrate, Fette
und eben Proteine. Für Chemiker amüsant sind die Protein-Aufbaupulver, die
an Bodybuilder verkauft werden. Das ist überwiegend Molke-Protein, ein
Abfallstoff der Milchindustrie. Wir bekommen das im Laden um die Ecke in
Buttermilch, Magerstufenquark oder Korbkäse.
Wir weisen nun stilecht Protein im Eiweiß nach. Da kommt ja der deutsche
Namen von Protein her - es heißt Eiweiß. Unser Nachweis ist sehr schlicht:
Tropfe farblose konzentrierte Salpetersäure auf einen Stoff und warte zwei
Minuten, ob der Stoff sich gelb färbt. Bei uns steht neben dem Eiweiß das
ähnlich weißglänzende Kerzen-Paraffin. Das ist unsere Vergleichssubstanz.
Paraffin bleibt weiß. Im Ei bildet sich ein gelber Fleck, der lecker
aussieht wie Eidotter, aber giftig ist: Die Salpetersäure nitriert
Peptidbindungen. Die sind ein Kennzeichen von Proteinen und färben sich bei
der Nitrierung gelb.