Atomtourismus
Ist das noch ein Thema der
Chemie? Atomkraft? Naja, so sehr wie "Waldsterben" - das Thema ist
"out", das Sterben läuft ab. Hier also - ich wollte es schon aus dem
Internet löschen, aber Besucher machten mir Mut, es drinzulassen - die in die
Jahre gekommene Bilanz von drei Klassenfahrten nach Neckarwestheim. Zu weiteren Besuchen
mit Schülern bin ich seit 2002 nicht mehr bereit. |
|
Wir haben unsere
Besuche beim Atomkraftwerk Neckarwestheim in Form von "Sätzen
mit Bildern" festgehalten. Die Fotos sind sprunghaft in den fortlaufenden
Text eingefügt. Der Browser bestimmt dabei stark das Design. Er erzeugt launische
Wort-Bild-Arrangements, die wir ausnahmsweise nicht weiter manipulieren. Was wir manipulieren, ist das Gefühl, in dem wir unsere Besuche beim Atommeiler beschreiben. Wir haben uns auf einen literarisch-skurrilen Bericht geeinigt. In nüchterner und schein-nüchterner Weise gebildet und verbildet im Bereich Atomkraft sind wir längst. Geradezu erschöpft sind wir von der Atom-Debatte, die mit dem Anwachsen konkreter Pannen von Tschernobyl über Harrisburg bis Japan sich zunehmend selbst beantwortet. Unser Bericht versucht dem Widerspruch
der Gefühle gerecht zu werden, den es auszuhalten gilt, wenn eine Schulklasse Gast in
solch einem Gefahrenzentrum ist. Da müssen Passnummern und Teilnehmernamen
zwecks Überprüfung einen Monat vorher angegeben werden. Da läuft ein Sicherheitsbeamter
in jeder Gruppe mit. Filmen ist verboten. Kontroll- und Schutzmaßnahmen dieser
Art haben wir in Deutschland zum Teil nie anderswo erfahren.. also ins
Flugzeug steigen kommt dem am nächsten. Zugleich erfahren wir als erstes in einem Vortrag
und als letztes in einer Diskussion, wie megasauber, supersicher und ultraharmlos dieses
Kraftwerk sei. Dieses Kraftwerk hat ein schlechtes Gewissen. Es ist so sauber, so bunt wie nichts, was wir sonst besichtigt haben. Die andern Werke waren zweckbezogen (Kohlekraftwerk Karlsruhe) bis verblüffend schlampig (Erdölraffinerie Karlsruhe). Aber sie kamen uns ehrlich vor. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim Werk hingegen hat einen touristischen Mantel und einen ummantelten Kern. Die Kernspaltung. Mit gespaltenen Gefühlen liefen wir durch, liefen raus und atmeten auf. |