Hier kommt ein Ausschnitt aus dem Referat von
Melanie D., Klasse11, Chemie 1999, am Kolping-Kolleg Stuttgart. Melanies Thema war "Geschichte der Eisenverhüttung". Bei ihrer
Recherche im Internet gewann sie den Eindruck, dass für dieses Thema vieles noch nicht
schulgemäß aufgearbeitet war und in die Tiefe einer Promotionsarbeit reichte.
Hier lassen sich deshalb nur eine Übersicht über die Fortschritte
der Rennfeuertechnik und eine Erläuterung dieser
Rennfeuertechnik präsentieren.
Das ursprüngliche Konzept des Referates lautete: 3000
Jahre Eisenzeit. Es sollte exemplarisch die Situation 1100 vor Christus - erste
Umwälzungen - und 1900 nach Christus - Eisenherstellung als eine Basis der industriellen
Revolution - dargestellt werden.
Für wen-auch-immer hier die Stichworte, nach denen sich Melanie anfänglich an die Arbeit
machte:
1100 v. Chr: Typische Eisenzeit. Kriegerischer
Vorteil, Beispiele: Hethiter überrennen Ägypter. Griechen schlagen Perser (?)
Vergleich Eisen / Bronze / Kupferzeit. Grundbedingungen der
Eisenverhüttung.
1900 n. Chr.: Dampfkraft plus Eisen -
gerade noch kein Benzin, keine Elektrizität im industriellen Einsatz.
Kolonialzeitalter.
Klassische Techniken : Eisenverhüttung bei Groß- und
Schwerindustrie . Prinzip Hochofen.
Menschen - Erz - Kohle . Züge - Schiffe - Kanonen
. Industriegebiete . |
Ergänzung: Was
versteht man unter "Rennverfahren"?
- - alle frühen Spielarten der pyrometallurgischen
Eisenreduktion. Als Produkte
entstehen dabei flüssige Schlacke und fester Eisenschwamm, ein poröses kohlenstoffarmes weiches Eisen.
- Namen bezieht die Rennfeuertechnik aus dem Umstand, dass bei der Eisenherstellung
flüssige (= rinnende) Schlacke anfällt.
- Holzkohle, hier als
Reduktionsmittel (bis ins 17. Jahrhundert), wird abwechselnd mit Eisenerz im
Massenverhältnis 1:1 im eingetieften offenen Herd, beim Rennfeuer, oder in einem aus Lehm gemauerten Schachtofen, beim Rennofen, aufgeschichtet.
Bei beiden Verfahren bekommt man die erforderliche Reaktionstemperatur für die
endotherme Eisenoxidation durch die Verbrennung von Kohlenstoff.
Den für die Verbrennung benötigten Sauerstoff erhält man beim Rennfeuer durch
Düsenrohre, beim Schachtofen reichen dagegen die natürlichen konvektiven Luftzüge.
Das Eisen wird in Form eines in der Ofenhitze teigigen, nach Entnahme aus dem Ofen
festen schlackedurchsetzten Klumpens (Luppe von lat. lupus = Wolf) erhalten, aus dem es
durch mehrfaches Ausschmieden von der anhaftenden Schlacke befreit werden muss.
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Geschichtliche Entwicklung der
Eisenherstellung
Man kann die Anwendungszeit der Rennfeuertechnik in vier
"Epochen" gliedern, die sich durch den konstruktiven Wandel der Rennöfen
ergeben.
1. "Epoche":
Es kann davon ausgegangen werden, dass es die Hethiter waren, die um
1200 v. Chr. das Verfahren der Eisengewinnung durch Reduktion der Eisenerze mit
Kohlenstoff entdeckten.
Das Eisen ließ die Bronzezeit enden und seine Anwendung als Werkstoff
breitete sich vom Gebiet der heutigen Türkei auf Ägypten und Babylonien aus.
Die Tatsache, dass man den Beginn der Eisenzeit in Mitteleuropa erst ab
800 v. Chr. nachverfolgen kann, zeigt wie lange es dauerte, bis sich eine neue Technologie
damals verbreitet hatte.
Die Hethiter waren es auch, die dem Eisen durch intensives Schmieden
und Anblasen mit dem Blasrohr eine stahlartige Oberfläche zu schaffen wussten. Erst
hierdurch wurde das Eisen der Bronze in der Härte endgültig überlegen.
Die Hethiter gewannen das Eisen, indem sie Eisenerze und Kohlenstoff,
den sie aus Holz und Knochen gewannen, mischten und, nachdem sie daraus einen Haufen
errichtet hatten, zur Reaktion brachten.
2. "Epoche" : Die nächste technologische
Stufe war der sogenannte "Rennofen" (rennen = rinnen), der zunächst nichts
anderes als eine mit Steinen und Lehm ausgekleidete Kuhle (offener Herd) war. |
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3. "Epoche" :
Zur Zeit der Römer, zwischen 400 v. Chr. bis 600 n. Chr. , wurden
Rennöfen aus Stein und Lehm in die Höhe gebaut.
Durch die obere Öffnung konnte das Erz / Holzkohle-Gemisch eingefüllt
werden. Die linke Öfffnung diente der Luftzufuhr und war normalerweise einem Berghang
zugewandt, um Fallwinde auszunutzen. Durch die etwas tiefer gelegene rechte Öffnung wurde
das teigige Schlacke / Eisen-Gemisch entnommen. Deutlich ist die konische Form des Ofens,
die auch bei modernen Hochöfen besteht, um ein "Festsetzen" des Erz /
Kohle-Gemisch zu verhindern. |
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4. "Epoche" :
Erst im Mittelalter, im 13./14. Jahrhundert, wurde die nächste
wichtige Stufe beschritten. Durch entscheidende bauliche Veränderungen konnten die
Temperaturen im Ofen deutlich erhöht werden. |
Neuerungen beim mittelalterlichen Rennofen:
- die neuen Öfen erhielten Gebläse, die durch Wasserräder angetrieben wurden.
- in der Höhe der Lufteintrittsöffnung besaß der Ofen den engsten Querschnitt, deshalb
wurden an dieser Stelle die höchsten Temperaturen erreicht.
- dieser Ofen entspricht vom Prinzip her weitgehend dem heutigen Hochofen(Bild), denn es wurden Temperaturen von
über 1200°C erreicht. Bei diesen Temperaturen wurde das Oxid vollständig reduziert,
d.h. es war kein Eisenoxid (FeO) mehr enthalten. Deshalb konnte sich nun Kohlenstoff im
Eisen lösen, es "kohlte" auf, das Eisen konnte in geschmolzenem Zustand den
Ofen verlassen, war aber zu spröde, um ohne eine Nachbehandlung verformt, geschmiedet zu
werden.
- Eine neues Verfahren kommt hinzu: Das "Frischen":
Das Frischen wurde allerdings nur dann durchgeführt, wenn das
Werkstück über besondere Härte und Zähigkeit verfügen musste, wie z.B. Schwerter und
Messer. Im anderen Fall wurde das Roheisen in entsprechenden Formen gegossen (z.B.Kanonen)
Vorgang: Das erhaltene Roheisen wurde im Frischfeuer entkohlt,
denn beim Frischen wurde das Eisen zusammen mit Holzkohle erhitzt und seitlich mit Luft
angeblasen, dass der Kohlenstoff des Eisens und die anderen Verunreinigungen, soweit dies
möglich war, oxidiert wurden. Ein harter und zäher Werkstoff ist das Ergebnis.
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