Vorwort
Was früher "Isolierung"
hieß, heißt jetzt "Dämmung".
Im Alltag überwiegt das Eindämmen
der Wanderung von Wärme: Im Winter soll sie nicht aus dem Haus
gelangen. Im Sommer soll sie sich nicht im Haus stauen. Und die
Temperatur im Kühlschrank soll nicht nach draußen gelangen.
Wärmedämmung beginnt schon bei Bettdecke, Pelzmantel, Handschuh,
Daunenoverall und Kühltasche. Einzelne Gegenstände werden auch
wärmegedämmt, z.B. Heizungsrohre.
1970 schätzte man aufgrund der laufenden Steigerung des
Energiebedarfs den Energieverbrauch 2010 doppelt so hoch, wie er nun
tatsächlich ist. Dass er nur halb so hoch ist, liegt zu etwa zwei
Dritteln daran, dass man seit 1970 Gebäude zunehmend besser gegen
Wärmeverlust dämmt.
Bei der Wärmedämmung eines ganzen Hauses entsteht dann aber das
Lüftungsproblem. Mit gutem Grund haben Wohnwagen in der Tür kleine
Schlitze, die einen Rest Luftaustausch gewährleisten. Ein bestens
wärmegedämmtes Haus hat schnell Geruchs- und Pilzprobleme.
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Die Thermografie
einer Fassade mit gedämmter (Links) und mit ungedämmter Haushälfte
(rechts). Blau steht für minimalen Wärmeabfluss durch die
Fassade, Rot bezeichnet Zonen mit maximalen Verlust. |
Neben der Wärmedämmung gibt es die teils mit gleichen Baustoffen
gelösten Anforderungen einer Schalldämmung. Ergänzend gibt es beim
Schalldämmen besondere Maßnahmen, um Schall so zu reflektieren, dass
er sich zerstreut.
Der beste Schutz gegen Wärme- und Schallwanderung ist kein
chemischer Stoff, sondern das schlichte Vakuum, also luftleerer Raum: Da
kommt Schall gar nicht durch, und Wärme nur über Strahlung. Gute
Thermoskannen haben eine verspiegelte (Wärmestrahlung wird dann auch
noch abgewiesen) Doppelwand mit Vakuum dazwischen und wirken
entsprechend besser als jeder Isolations-Schaumstoff.
Vakuum ist aber technisch schwer aufrecht zu erhalten. Bei Bauten und
bei elastischen oder druckbelasteten Gegenständen spielt echtes Vakuum
keine Rolle.
Das Prinzip, Wärme durch Millionen kleine Stolperfallen zu schicken
- Fallen mit einem Gas, das Wärme schlecht leitet, oder auch kleine
Vakuumporen - ist hingegen ein Hauptprinzip der Isolation. Man findet
hier Werkstoffe, die aus sehr vielen winzigen Hohlräumen bestehen. In
der Natur gibt es diese Maßnahme längst - das Fell eines Tieres
schafft große Mengen stehender Luft, die die Wanderung von Wärme
bremst. Und Kork ist ein natürliches isolierendes Porensystem.
Mit chemisch hergestellten Dämmstoffen kann man die Natur in der
Isolierleistung noch überbieten.
(Fett und Öl sind als Isolator ist nicht ganz so effektiv - damit
arbeitet die Natur ja auch viel, z.B. bei Walen. Dieser Weg spielt bei
Isolationsvorhaben des Menschen keine Rolle)
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Werbefoto für
Glaswolle von 1958 |
Überblick
Gebräuchliche Materialien zur Wärmedämmung sind:
- Mineralische Fasern wie Steinwolle und Glaswolle
- Mineralische Schäume wie Porenbeton und Bimsstein
- Fasern aus natürlichen organischen Materialien wie gepresste Holzfasern
(Pressspanplatten) oder Kork
- Künstliche organische Schäume wie Polyethylen, Polystyrol und Polyurethan
Zur Schalldämmung werden am ehesten gelöcherte Platten aus Gipskarton ("Rigips") verwendet.
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Politisches
Mineralwolle und Styropor - Hausdämmung vielleicht, Geldmacherei
ganz sicher.
Steinwolle und Glaswolle haben verschiedene stoffliche Eigenschaften.
Darüber schweigen sich Verkäufer aber oft aus, wenn sie beides als die
gleiche "Mineralwolle" abhandeln, oder sie wissen es wirklich
nicht.
- Steinwolle ist bei Bränden feuerstabil, Glaswolle schmilzt zusammen.
Glaswolle ist also eine Gefahr bei Brand.
- Steinwolle hat ein höheres Eigengewicht als Glaswolle - sie belastet
Dächer mehr, kann dann im Frühjahr und Herbst die
Tag-Nacht-Temperaturen aber besser ausgleichen.
- Steinwolle lässt sich nicht komprimieren und dichtet komplizierte
Ecken schlechter ab als Glaswolle, die sich komprimieren lässt.
Solche Feinheiten beachtet ein Handwerker vermutlich nur, wenn er sein
eigenes Haus baut...
Vor 1995 in Häusern verbaute Steinwolle und Glaswolle gelten 2010
bereits als gesundheitsschädlich. Erst Mineralwollen ab 1995 haben
dickere Fasern, die nicht mehr lungenlöslich sein sollten (dicker als
drei tausendstel Millimeter). Diese dickeren Fasen führen allerdings
noch mehr als die vorherigen dünneren Fasern zu Hautreizungen, falls
man sie direkt berührt.
Wenn diese Fasern der neueren Mineralwolle ab 1995 sich doch mal durch
die Lunge ins Blut bohren, müssen sie nach 40 Tagen mindestens zur
Hälfte im Körper abgebaut sein. Steinwollenfasern schaffen solche
Löslichkeit - Glaswollefasern hingegen nicht. Einmal in den Menschen
hineingelangt, sind sie recht widerstandsfähig gegen Auflösung. Tja...
Warum nimmt man solche merkwürdigen Matten? Weil sie unbeaufsichtigt
im Dach herumliegen können. Denn sie sind beständig gegen Schimmel, Fäulnis
und Ungeziefer. Leider nicht gegen größere Dachbewohner: Marder lieben
Mineralwolle...
Die Aufarbeitung von solch chemisch toten Substanzen zu feinsten
Fasern ("Wolle") verbraucht einige Energie:
Steinwolle hat einen Primärenergiegehalt von 150 bis 400 kWh/m³
Glaswolle hat einen Primärenergiegehalt von 250 bis 500 kWh/m³
Styropor ist aber energetisch oft noch aufwendiger:
* (zum Vergleich: Polystyrolpartikelschaum (EPS) hat 200-760; Polystyrolextruderschaum (XPS) hat 450-1.000 kWh/m³)[1]
Die Dämmstoffe sind also höflich gesagt
aufgearbeiteter Abfall. Ihr Preis entsteht durch Energieverbrauch bei
der Aufarbeitung. Aber später senken sie ja dann den
Energieverbrauch...
Wissenswertes
über Stein
Der " Stein" in der Steinwolle ist:
- Spat
- Das sind Calzium- Eisen- Magnesium- und Zink-Carbonate,
also Ca[CO3] , Fe[CO3] , Mg[CO3]
und Zn[CO3]) , sowie Feldspat (NaAlSi3O8).
- Dolomit
- Das ist ein Carbonat-Duo, halb mit Calcium, halb mit
Magnesium, also CaMg(CO3)2 )
- Basalt
- Das ist ein Gestein mit einem hälftigen Anteil an
Siliziumdioxid, einem fünftel Di-Aluminium-tri-oxid, sowie
Anteilen weiterer Metalloxide, auch Alkalimetalloxide. Basalt
ist schnell erstarrte Lava. Lava ist der glühende Ausfluss aus
Vulkanen. Vulkane transportieren heißes Gestein aus dem
Erinneren zur Erdoberfläche.
Der
durchschnittliche Inhalt von Basaltstein noch einmal aufgelistet
nach http://de.wikipedia.org/wiki/Basalt :
- SiO2 um 50%
( Siliziumdioxid )
- Al2O3
um 20% ( Di-Aluminium-tri-oxid )
- FeO, CaO und MgO jeweils
um 10%
- K2O und Na2O
um 5%
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Das Bild zeigt
das Raummodell eines komplizierten "Stein"gitters,
zitiert nach http://de.wikipedia.org/wiki/Calcit: Grün sind
doppelt positiv geladene Calzium-Kationen. Schwarz sind
Kohlenstoff-Atome, die jeweils mit drei roten Sauerstoff-Atomen
ein doppelt negativ geladenes Carbonat-Anion bilden.
Insgesamt ist das die Elementarzelle eines Calziumcarbonat-Kristalls,
also der Bauplan für das Mineral "Kalkspat". Kationen
und Anionen ordnen sich im Kalkspat so umeinander, wie sich
energetisch am günstigsten eine dichte Gitterpackung mit Ladungsausgleich
vereinbaren lässt. Kalkspat ist eine möglicher Bestandteil des
Dämm-Materials Steinwolle. |
Wissenswertes über Glas
Das Glas in der Glaswolle stammt zu zwei Dritteln aus Altglas. Das Altglas wird mit Zuschlägen aus Sand, Kalkstein und Soda verschmolzen - also mit Materialien, die
auch bei der Glasherstellung eingesetzt werden.
Hier sind die wesentlichen
Bestandteile, die zu Glas verschmolzen werden:
- Quarzsand als fast reiner
SiO2-Träger zur "Netzwerkbildung" - dass also sich das chemische Grundgerüst des Glases bildet.
- Natriumcarbonat (Na2CO3
= "Soda") dient als "Flussmittel". Es senkt den Schmelzpunkt des
SiO2
- Pottasche (K2CO3) liefert Kaliumoxid für die Schmelze, das ebenfalls als Flussmittel dient.
- Feldspat (NaAlSi3O8) bringt als Wesentliches Tonerde
(Al2O3) in das Gemenge ein. Diese führt zu einer Erhöhung der chemischen Beständigkeit gegenüber Wasser, Nahrungsmitteln und Umwelteinflüssen.
- Kalkstein (CaCO3)
wandelt sich in der Schmelze zu Kohlendioxid, das als Gas herausgeht, und Calciumoxid. CaO erhöht die Härte und chemische Beständigkeit von Glas.
Holt man das geschmolzene Gemisch der Glasbestandteiles schnell (innerhalb von Stunden statt Tagen) durch seinen Übergangsbereich zwischen Schmelze und Feststoff, also kühlt man aus der Glasschmelze rasch vorbei an etwa 600 °C in Richtung Raumtemperatur, dann erstarrt die Schmelze durchsichtig. Man hat die Salze der Schmelze daran gehindert, zu milchigen und weißen kleinen Kristallen zu wachsen. Und fertig ist das Glas.
Würde man die Schmelze extrem langsam abkühlen lassen, so würde man auch wieder Durchsichtiges erhalten - zum Beispiel große
Quarzkristalle aus reinem SiO2. Das dauert aber Jahre.
Während bei einer Kristallbildung der Übergang von der Schmelze zum Kristall bei einer bestimmten Temperatur spontan erfolgt, geht dieser Übergang bei Gläsern allmählich vonstatten. Man spricht daher nicht von einem Schmelzpunkt, sondern von einem
Transformationsbereich des Glases. Im Laufe der Abkühlung nimmt die
Viskosität (= Zähflüssigkeit) des Glases stark zu. Dies ist das äußere Zeichen für eine zunehmende innere Struktur. Da diese Struktur kein regelmäßiges Muster aufweist, nennt man den Zustand der Schmelze im Transformationsbereich, wie auch des erstarrten Glases,
amorph. Am kühlen Ende des Transformationsbereichs liegt der Glasübergang. An ihm wandelt sich die Schmelze in den festen, glasartigen Zustand, den das Glas auch bei weiterer Abkühlung beibehält. Der Glasübergang zeichnet sich durch eine sprunghafte Änderung der Wärmeausdehnung pro Grad
Celsius aus, sowie durch eine Abnahme der spezifischen Wärmemenge, die dem Glas pro Kilogramm zugeführt werden muss, um seine Temperatur um ein Grad Celsius zu erhöhen.
Diese Abfolge von Transformationsbereich und Glasübergang ist charakteristisch für alle Gläser, auch solchen, die wie
Plexiglas aus Kohlenwasserstoffen bestehen. Der viskose (= zähflüssige) Zustand der Schmelze im Transformationsbereich wird für die Bearbeitung von Glas durch
Glasbläserei ausgenutzt. Er erlaubt die Verformung, ohne dass das Werkstück zerfließt.
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Silizium-Dioxid kristallin.
So, als "Quarz", ist es durchsichtig, braucht aber
lange Zeit, um zu wachsen.
Silizium-Dioxid amorph.
So, als "Quarzglas", ist es noch
durchsichtig, weil es schnell aus der Schmelze zur Erstarrung
gebracht wurde: Es konnten sich keine einzelnen kleinen
regelmäßigen, das Licht brechenden Kristalle bilden, die dann zu
einem milchigen und schließlich weißen Stoff geführt hätten. |
Wissenswertes
über Gips
Gips ist Calciumsulfat CaSO4 . Der Stoff zählt zu den Salzen. Es gibt Gips in der Natur. Man kann ihn also aus Steinbrüchen holen. Solcher
Naturgips wird heutzutage aber nur für Sonderzwecke (komplizierte Formen, Gipsprodukte ohne Schadstoffe) eingesetzt. Denn industrielle Vorgänge liefern so viel Gips als Abfallprodukt, dass er den Bedarf übersteigt. Also Gips wird teilweise wie Müll entsorgt.
Insbesondere Rauchgasentschwefelungsanlagen (Abk. "REA") liefern Gips. Der
Zweck der REAs ist es, gasförmige Schwefelverbindungen von der Atmosphäre fernzuhalten.
Bei Kohlekraftwerken ist das z.B. unerlässlich - die wären sonst
Giftschleudern. Man bindet diese Schwefelverbindungen mit Kalkstein, und fertig ist der Gips:
Reaktionen im Gasraum einer REA mit Gips als Endprodukt:
2 H2S + 3
O2 ---> 2
H2O + 2
SO2
H2S
ist "Schwefelwasserstoff". Systematisch muss man ihn "Diwasserstoffsulfid"
nennen (wie heißt Wasser dann systematisch?).
SO2
ist Schwefeldioxid. Dies ist das typische Reaktionsprodukt, wenn sich
Schwefel mit Luftsauerstoff verbindet. Theoretisch ist Schwefeltrioxid
SO3
die "ideale" Verbindung. Aber aus räumlichen Gründen
entsteht SO3
selten.
Und weiter geht die Reaktion:
2 SO2 + 2
H2O +
O2 ---> 2
H2SO4
H2SO4
ist Schwefelsäure. Mit Wasser
zusammen ist das eine Flüssigkeit, die in der REA herabregnet. Nun
haben wir immerhin schon die Giftgase H2S
und SO2
als Flüssigkeiten greifbar gemacht. Diese Flüssigkeit ist aber auch
noch ungesund.
Also gibt man Kalkstein
CaCO3 dazu
- und der Gips CaSO4
entsteht, mit dem wir nichttragende Wände in nicht feuchter Umgebung
bauen dürfen:
H2SO4
+ CaCO3 ---> CaSO4 +
H2O
+ CO2
...................................................................................................................
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Der Gipskreislauf,
zitiert nach http://a-schreyer.com/gips3.htm |
Wissenswertes über Styropor
Styropor ist ein harter Schaumstoff. Chemisch ist es mit
Gas expandiertes Polystyrol. Polystyrol ist ein Kunststoff, der aus dem Monomer Styrol hergestellt wird. Der Styrol-Anteil am weltweiten Kunststoffverbrauch betrug 2004 mit ca. 11,3 Millionen Tonnen ca. 6
% (Etwa 188.000.000 Tonnen Kunststoff wurden also während 2004 insgesamt in die Welt gesetzt).
Charakteristisch für Styropor ist der Aufbau aus etwa 2–3 mm großen, zusammengebackenen Schaumkugeln, die z. B. beim Brechen einer Schaumpolystyrolplatte deutlich zu Tage treten. Da Styropor sehr gut mit einer Thermosäge geschnitten werden kann und zugleich preiswert ist, hat es sich als
Baumaterial im Modellbau etabliert.
Styropor wird aufgrund seiner hohen Druckfestigkeit und geringen Wasseraufnahme bei der
Dämmung von Gebäuden eingesetzt. Auf diese Wärmedämmung entfielen im Jahr 2009 knapp 60 % des weltweiten Styropor-Umsatzes, der insgesamt einen Marktwert von rund 4,3 Milliarden Euro erreichte.
Um dem Kunststoff Polystyrol zum Schaumstoff Styropor aufzuschäumen, werden zunächst bei der Herstellung des Polystyrol-Granulates etwa 5 Gewichtsprozent
Pentan ( C5H12) hinzugefügt. Pentan ist ein Kohlenwasserstoff und siedet bei 36 Grad Celsius. Pentangas hat einen viel höheren Raumbedarf als flüssiges Pentan.
In einem nächsten Arbeitsgang erhitzt man das pentanhaltige Polystyrol-Granulat mit Wasserdampf bei ca. 105 °C bis auf das 40 bis 80-fache Volumen. Dieser Schaumstoff wird bis zu zwei Tage bei Raumtemperatur zwischengelagert.
Hierbei entweicht das Pentan bis auf einen Anteil von etwa 3 %. Stattdessen dringt Luft in die
Gasporen.
Beim Fertigschäumen wird das vorgeschäumte Polystyrol in eine Form gefüllt und durch weiteres Erhitzen auf ca. 130 °C mit Wasserdampf "expandiert". Hierbei füllt das Polystyrol die Form, und die einzelnen Teilchen verschmelzen an den Rändern.
Bild: Aus dem Monomer
Styrol wird in einer Polymerisierungsreaktion das Polymer
Polystyrol.
An jeder Ecke und
jedem Ende dieser Zeichnung sitzt ein Kohlenstoffatom. Und jedes
Kohlenstoffatom hat vier Bindungsarme. Wenn an den
Kohlenstoffatomen Wasserstoffatome gebunden sind, werden sie hier
nicht eingezeichnet. Nur die Bindungen zwischen Kohlenstoffatomen
sind zu sehen. Man sieht, dass bei der Polymerisierung die oben
eingezeichnete Doppelbindung des Styrols aufgeklappt sein muss zum
Nachbarmolekül. |
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Von all dem hier ist für die Klausur
nur der Artikel "Überblick" von Bedeutung.
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