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Dieser Chemie-Unterricht findet zu einem Viertel unter Einsatz des Internet statt.

Das Talent der Schüler, im Internet zu recherchieren, gewinnt hier Bedeutung. Man könnte sagen, dass dies ungerecht ist, dass die Internet-Affinität eines Schüler fachfremd in die Note einfließt. Da muss man aber genauer hinschauen. Denn die außerfachlichen Methoden der Mitteilung eines Fachinhalts sind immer mit im Spiel. 

Ein Legastheniker, der plötzlich aus Zitaten (Text, Bild, Film, Klang) seinen Beitrag montieren kann, fällt erstmals nicht durch. Auch für Menschen, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, ist das Angebot, sich mit multimedialem Inhalt Anerkennung zu verschaffen, im Prinzip ein Sprung nach vorne. Dass mit Zitatmontagen, die aus dem Internet geholt werden, das Worteklappern in der Praxis zunimmt, stimmt nur, wenn der Lehrer ein Referat ohne Nachfrage hinnimmt. Der Schüler muss zu seinen schriftlichen Ergebnissen mündlich gefragt werden.

Wir Deutschen sind buch- und satzlastig. Anlässlich der Besorgnis des klassischen Bürgertums, die Bildung des Menschen würde bergab gehen, wenn sie nicht mehr auf ausgiebigen Lesen fuße, fand ich einen einsamen Artikel gegen den Strom, der darauf hinwies, dass "Buchlesen" ein historisch später und ethnisch exklusiver Weg des Forschens, Denkens und Bildens im Abendland sei. Ja, dieser Weg war sehr erfolgreich. Faustkeilhauen war auch sehr erfolgreich. Dann kamen Eisenaxt und Räder. Es kann derzeit, entlang an der digitalen Revolution, weitergehen "Das beste des Alten beibehalten, das bessere des Neuen erkunden".

Ich mag nun durchaus ausgiebiges Lesen. Bloß habe ich es verlassen, ja, ich gebe es zu, seit etwa 1998. Was ist da passiert? Ab da konnte ich meinen Computer nach allen Richtungen nutzen... und diese Explosion dauert bis jetzt an - jetzt 2010, wo ich nach einem ersten Probelauf 1999 zum zweitenmal in der ersten Stunde eines Schulunterrichts zu sagen wage: "Dieser Unterricht wird begleitet von einer öffentlichen Homepage". Wir erstellen Inhalte am Computer und kommunizieren über das Internet. Beides wird zu jener selbstverständlichen Basis des schulischen Lernens, als die das Abendland hundert Jahre das Bücherlesen zugrundelegte. 

Wenn jemand eingestehen musste "Ich werde nie Wörter richtig schreiben können" (Legasthenie) flog er in der bisherigen "Lesewelt" vom Gymnasium. Wenn jemand nun sagt: "Ich habe keine e-mail-Adresse und nicht mal eine Stunde Internet-Zugang pro Woche" - hat er Probleme mit meinem jetzigen Unterricht. In der Praxis sind diese Probleme 2010 nicht mehr aufgetaucht.

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