1. Computer sind wie Waschmaschinen "Der
Umgang mit dem Computer" ist nicht ein auf das Terrain der Schule beschränkter
Lerninhalt, wie Mathe, Englisch, Chemie, Biologie, Physik, klassische Musik und so weiter.
Computer sind Alltagsgeräte wie das Handy und die Waschmaschine. Eine
"Verschulung" des Handhabens von Computern ist nur vorübergehend sinnvoll,
solange es Pioniergeräte sind.
2. Computer sind wie leere Papiere
Ein Schulcomputer ist zu 5 % die Hardware, zu 30 % die darauf installierte Software,
und zu 65 % die Fähigkeit der Lehrkraft, damit so umzugehen, dass der Unterricht besser
wird. Wer an Schulen Computer in einen Raum stellt, ist 5 % des Weges zu ihrer Nutzung
gegangen.
3. Computer sind wie Ferngläser
Sobald Einzelne vor einem Computer sitzen, galoppieren sie auch einzeln damit los. Wer
gleichgeschalteten Unterricht mit Einzelnen am Computer durchzieht, nutzt ein unpassendes
Medium. Es wäre so, als ob man sagt: Wir lesen jetzt zwanzig Seiten im Buch - und dann
alle 30 Sekunden abfragt: Seid ihr alle bei Zeile 45? Wer weiter voran ist: Bitte zu Zeile
45 zurück!
4. Computer fressen Stunden
Über Computer werden Menschen zu dreistündigen Konzentrations-Marathons gelockt, die
vorher nach fünf Minuten den Bezug zum Thema verloren. Hat jemand sich nach 45 Minuten
endlich in ein computerbasiertes Thema vertieft, so ist es didaktischer Mord, ihn im
klassischen 45-Minuten-Schultakt herauszureißen. |
Mein Fazit aus den vier links stehenden Punkten:
Computer sind eine weitere Chance zur Revolution des Schulsystems -
entsprechend haben sie keine Chance.
Irgendwo in Utopia gibt es den sinnvollen Einsatz
eines von jedem Schülerplatz aus ansteuerbaren Klassenrechners sowie eines Raums, in dem
sich computerbaiserte Ein/Ausgabegeräte und zugehörige Medien-Peripherie ballen.
Zur effektiven Nutzung muß eine Individualisierung des Lernwegs, eine offene
Zeitorganisation des schulischen Lernens und eine Umwertung des gemeinsamen Treffens zum
moderierten Unterricht einhergehen.
Die Lehrkräfte müssen während ihrer Unterrichtszeit vier Jahre lang etwa zehn
Wochenstunden Praxis haben, um souverän durch die Neuen Medien zu navigieren.
Alles klar: Utopia.
Schon eher: Wahrscheinlicher ist für mich folgendes Szenario:
Gymnasialschüler sind irgendwann zu 80 % mit Heimcomputern ausgerüstet, und hängen zu
diesem Prozentsatz auch am Netz. Die Lehrkräfte erreichen zu diesem Zeitpunkt eine 30%ige
Computer/Netz- Anwesenheit - mehr kann man von den überalterten Kollegien nicht erwarten.
Nach dem Minimumprinzip (das rückschrittlichste Glied der Kette bestimmt den Fortschritt
des Ganzen) wird zu 70 %, langsam sinkend, mitten in einer veränderten Welt die Schule
das bleiben, was sie jetzt ist. Rings um die klassische Lernwelt wird eine
computerbasierte Heimarbeit und Zuhause-Lernerei der Schüler in Zusammenarbeit mit 30 %
der Lehrkräfte zu deren beiderseitigen Nutzen und Komfort stattfinden. |