Computer?
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chgrupp4.jpg (30700 Byte) Schülerinnen und Schüler in der Klasse, paarweise vor Lerngeräten: Solche Bilder gingen schon einmal durch die Presse und führten zu erheblichen Geldausgaben in fast allen Schulen - vor zwanzig Jahren. Damals ging es um sogenannte "Sprachlabors".

Rings um das Jahr 2000 nun ein äußerlich ähnliches Bild: Maschinen werden unter Beibehaltung der 45-Minuten-Schulstunde und des gemeinsamen Lehrplans auf Schülertische gestellt, und fertig ist die neue Lernwelt. Tja, so einfach ist das nicht...

Glanz und Ohnmacht des Computers im deutschen Schulsystem

Hier kommt ein Pamphlet von Christoph Mennel nach Durchführung eines vom Schulamt geförderten Kurses "Anbindung des Chemieunterrichtes an das Internet" im Jahr 1999. Er stellte damals das Pamphlet ins Internet und bekam einige schmunzelnde Reaktionen der Kollegen. Mitsamt der im Foto gezeigten Installation erläuterte er seine Ansicht auch auf einer Lehrertagung des Kolpingwerkes.

1999 bereits baute da jeder Schüler seine kleine Homepage und hielt sein im Internet veröffentlichtes Referat, recherchierte mit Netscape und orientierte sich über die damals im Netz verstreuten Inhalte zur Chemiethematik.

1. Computer sind wie Waschmaschinen

"Der Umgang mit dem Computer" ist nicht ein auf das Terrain der Schule beschränkter Lerninhalt, wie Mathe, Englisch, Chemie, Biologie, Physik, klassische Musik und so weiter. Computer sind Alltagsgeräte wie das Handy und die Waschmaschine. Eine "Verschulung" des Handhabens von Computern ist nur vorübergehend sinnvoll, solange es Pioniergeräte sind.

2. Computer sind wie leere Papiere

Ein Schulcomputer ist zu 5 % die Hardware, zu 30 % die darauf installierte Software, und zu 65 % die Fähigkeit der Lehrkraft, damit so umzugehen, dass der Unterricht besser wird. Wer an Schulen Computer in einen Raum stellt, ist 5 % des Weges zu ihrer Nutzung gegangen.

3. Computer sind wie Ferngläser

Sobald Einzelne vor einem Computer sitzen, galoppieren sie auch einzeln damit los. Wer gleichgeschalteten Unterricht mit Einzelnen am Computer durchzieht, nutzt ein unpassendes Medium. Es wäre so, als ob man sagt: Wir lesen jetzt zwanzig Seiten im Buch - und dann alle 30 Sekunden abfragt: Seid ihr alle bei Zeile 45? Wer weiter voran ist: Bitte zu Zeile 45 zurück!  

4. Computer fressen Stunden

Über Computer werden Menschen zu dreistündigen Konzentrations-Marathons gelockt, die vorher nach fünf Minuten den Bezug zum Thema verloren. Hat jemand sich nach 45 Minuten endlich in ein computerbasiertes Thema vertieft, so ist es didaktischer Mord, ihn im klassischen 45-Minuten-Schultakt herauszureißen.

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Mein Fazit aus den vier links stehenden Punkten:

Computer sind eine weitere Chance zur Revolution des Schulsystems - entsprechend haben sie keine Chance.

Irgendwo in Utopia gibt es den sinnvollen Einsatz eines von jedem Schülerplatz aus ansteuerbaren Klassenrechners sowie eines Raums, in dem sich computerbaiserte Ein/Ausgabegeräte und zugehörige Medien-Peripherie ballen.
Zur effektiven Nutzung muß eine Individualisierung des Lernwegs, eine offene Zeitorganisation des schulischen Lernens und eine Umwertung des gemeinsamen Treffens zum moderierten Unterricht einhergehen.
Die Lehrkräfte müssen während ihrer Unterrichtszeit vier Jahre lang etwa zehn Wochenstunden Praxis haben, um souverän durch die Neuen Medien zu navigieren.
Alles klar: Utopia.

Schon eher: Wahrscheinlicher ist für mich folgendes Szenario: Gymnasialschüler sind irgendwann zu 80 % mit Heimcomputern ausgerüstet, und hängen zu diesem Prozentsatz auch am Netz. Die Lehrkräfte erreichen zu diesem Zeitpunkt eine 30%ige Computer/Netz- Anwesenheit - mehr kann man von den überalterten Kollegien nicht erwarten. Nach dem Minimumprinzip (das rückschrittlichste Glied der Kette bestimmt den Fortschritt des Ganzen) wird zu 70 %, langsam sinkend, mitten in einer veränderten Welt die Schule das bleiben, was sie jetzt ist. Rings um die klassische Lernwelt wird eine computerbasierte Heimarbeit und Zuhause-Lernerei der Schüler in Zusammenarbeit mit 30 % der Lehrkräfte zu deren beiderseitigen Nutzen und Komfort stattfinden.